„Weisst du, ob es ein Unglück ist?“ fragt ein chinesisches Sprichwort. Diese durchaus lebensbejahende Einstellung während eines kritischen Lebensereignisses ist für manche Menschen eine echte Herausforderung. Ob Corona, Trennung, Burn-out oder Jobverlust – eine Krise kann Menschen regelrecht krank machen. Erstaunlich ist, dass zwei Menschen, die das Gleiche erlebt haben, völlig unterschiedlich reagieren. Der eine „dreht durch“, wird depressiv, zieht sich zurück, der andere steckt die Erfahrung scheinbar problemlos weg.
Ob man in einer Krise seinen Blick eher konstruktiv auf die neuen Möglichkeiten oder destruktiv auf die Verluste richtet, hängt stark von der Persönlichkeit und der individuellen seelischen Widerstandskraft – der Resilienz – ab.
Perspektivwechsel
Umbruchsituationen und Rückschläge hinterlassen „Dellen“ – bedeuten jedoch immer auch Freiräume und aktivieren unser schöpferisches Potential. Daher sollten Lebenskrisen möglichst nicht verdrängt sondern angenommen werden. Generell gilt: Wenn wir uns auf Strukturen und Unterstützung verlassen können, kommen wir schneller und leichter aus einer Krise heraus. Das können Bezugspersonen sein, Lebensformen oder auch der Sozialstaat sein.
Krisenzeiten sind wertvoll. Wer optimistisch auf das Leben schaut, kann Notsituationen besser relativieren. Auch die eigene Selbstwirksamkeit, die Überzeugung, eine Situation aus eigener Kraft heraus erfolgreich bewältigen zu können, beeinflusst die eigene Resilienz.
„Road to Resilience“
Die renommierte American Psychological Association (APA) entwickelte einen Zehn-Punkte-Plan, wie man sich gegen Stress wappnen kann, um flexibler und belastbarer mit Schicksalschlägen umgehen zu können und die persönliche Widerstandskraft zu stärken.
Zehn-Punkte-Plan für Krisen
1. Bauen Sie ein gutes soziales Netzwerk auf – und pflegen Sie es
Ob Familie, Freunde, Kollegen oder Nachbarn: Wer sich in Notfällen auf andere Menschen verlassen kann, lebt entspannter.
2. Akzeptieren Sie, dass Krisen zum Leben gehören
Eine Krise als vorübergehende Phase annehmen und nicht als ein unüberwindbares Problem betrachten. Und darauf vertrauen, dass alles wieder gut wird.
3. Nehmen Sie Veränderungen an
Veränderungen gehören zum Leben. Eine Niederlage ist schmerzhaft, häufig bieten sich jedoch neue Chancen, die man vorher nie gesehen hätte.
4. Setzen Sie sich erreichbare Ziele
Unerreichbare Ziele erzeugen Stress und machen unglücklich. Besser ist es, sich auf ein realistisches Ziel zu fokussieren, das in kleinen Schritten erreichbar ist und für das man kontinuierlich etwas Konkretes tun kann.
5. Treffen Sie klare Entscheidungen
Handeln Sie lösungsorientiert und suchen Sie initiativ einen Weg aus der Krise.
6. Setzen Sie auf Wachstum
In jeder Krise steckt auch die Chance, etwas über sich selbst zu lernen. Viele Menschen gehen aus einer schmerzhaften Lebenssituation heraus und erleben, dass sie dadurch stärker geworden sind und das Leben intensiver wahrnehmen.
7. Nehmen Sie sich selbst positiv wahr
Folgen Sie häufiger Ihrem instinktiven Bauchgefühl und vertrauen Sie darauf, dass Sie in der Lage sind, Probleme selbst zu lösen.
8. Behalten Sie die Zukunftsperspektive im Blick
Stellen Sie die Krisensituation in einen breiteren Kontext und lassen Sie sich von aktuellen Ängsten, Zweifeln und von Ärger nicht überrumpeln.
9. Bleiben Sie optimistisch
Vertrauen Sie auf Ihre Fähigkeiten, das Leben stets aktiv gestalten zu können. Visualisieren Sie das, was Sie erreichen möchten und weniger das, wovor Sie Angst haben.
10. Sorgen Sie für sich selbst
Denken Sie auch mal an sich selbst und machen Sie Dinge, die Sie entspannen und Ihnen Spass machen: Setzen Sie sich mit einem Buch in den Park oder probieren Sie etwas Neues – zum Beispiel Marmelade kochen oder Tango tanzen.
Eva Tesar hat in Göttingen Philologie studiert. Seit über 20 Jahren arbeitet sie als selbständige Journalistin und PR-Expertin für Tourismus, Hotellerie, Gesundheit, Gourmet und Lifestyle. Eva Tesar lebt in Hamburg-Rotherbaum und arbeitet auch als Kommunikationscoach.