Am 17. Mai vor 200 Jahren wurde Sebastian Kneipp in Stephansried in Oberschwaben geboren. Dass der Weberssohn noch heute über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt sein würde, hätte damals bestimmt niemand geahnt. Die Ganzheitlichkeit seines Gesundheitskonzepts ist über die Zeit modern geblieben. Ein Umstand, der auch die UNESCO überzeugte: Seit 2015 gilt Kneipps Lehre als Kulturerbe.
Wer den Namen Kneipp hört, denkt wahrscheinlich in erster Linie an Wassertreten. Dass sein Ansatz sehr viel umfassender ist, zeigt sich erst auf den zweiten Blick – oder wenn man sich in einem Kneipp-Kurort auf die Spuren des Pfarrers und „Wasserdoktors“ begibt. Ihm, der seine gesundheitsfördernden Anwendungen und Erkenntnisse zeitlebens weiterentwickelte, war schnell klar, dass Prävention, Genesung und nachhaltiges Wohlbefinden nur gelingen kann, wenn man den Blick weitet und den Menschen als Ganzes betrachtet.
Fünf Elemente fürs Wohlbefinden
„Die ganzheitliche Kneipp-Therapie zielt darauf ab, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen“, hält denn auch die Deutsche UNESCO-Kommission auf ihrer Internetseite fest. Zwar bildet das Wasser – und besonders die Anwendungen mit kaltem Wasser zur Abhärtung – einen zentralen Schwerpunkt. Genauso wichtig sind laut Kneipp aber auch eine gesunde Ernährung, die Nutzung von Heilkräutern, Bewegung und das, was wir heute als ausgewogene Work-Life-Balance bezeichnen.
Ganzheitlich und einfach – so lässt sich Kneipps Lehre auf den Punkt bringen. Um nach ihr zu leben, braucht es weder teure Geräte, aufwändige Behandlungen noch komplizierte Diätpläne. Vielmehr lassen sich seine Tipps leicht und vor allem individuell im Alltag integrieren und umsetzen. Und das seit nunmehr 200 Jahren.
Von der Ostfriesischen Teekultur bis zum argentinischen Tango
Dass Kneipp sein Wissen so aufbereitete, dass es über die Zeit hinweg an die jeweiligen Begebenheiten angepasst werden konnte, ist mit ein Grund, weshalb die UNESCO – die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur – in die Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen hat. Die Kür erfolgte im Dezember 2015 auf einen gemeinsamen Antrag der Stadt Bad Wörishofen, des Kneipp-Bundes und des Verbands der Kneippheilbäder und Kneippkurorte hin.
Damit reiht sich Kneipp ein in eine lange Liste lebendiger Traditionen aus unterschiedlichen Bereichen. Dazu gehören darstellende Künste ebenso wie gesellschaftliche Bräuche und Feste, mündliche Überlieferungen, Naturwissen oder Handwerkstechniken. Allein in Deutschland sind rund 100 Formen des Immateriellen Kulturerbes verzeichnet, darunter die deutsche Brotkultur, die Falknerei, das Hebammenwesen, die Ostfriesische Teekultur, Märchenerzählen, Sternsingen oder Poetry-Slam. Hinzu kommen weltweit hunderte weitere Formen wie der argentinische Tango, Yoga aus Indien oder die italienische Geigenbaukunst.
Stätten, in denen Tradition und Innovation sich verbinden
Allem Immateriellen Kulturerbe gemein ist das Dynamische: „Es geht bei der Erhaltung der Kulturformen nicht um Konservierung oder Schutz eines bestimmten Zustands, sondern um Entwicklungsfähigkeit“, heißt es dazu im Bundesweiten Verzeichnis der Deutschen UNESCO-Kommission. „Immaterielles Kulturerbe ist immer auch durch Improvisation, Weiterentwicklung und Veränderung gekennzeichnet.“
Gerade die Weiterentwicklung von Kneipps Lehre wird in den Heilbädern und Kurorten der Kneipp Premium Class groß geschrieben – mit innovativen Anwendungen und Behandlungen, die das traditionelle Wissen mit neuesten medizinischen und therapeutischen Erkenntnissen verbinden. Denn das Gütesiegel „Kneipp Premium Class“ wird vom Verband Deutscher Kneippheilbäder und Kneippkurorte genau dafür verliehen: „Für herausragende und zukunftsweisende Leistungen im Sinne der Kneipp-Philosophie.“
Bettina Bichsel schreibt und bloggt rund um Medizinisches, Gesundes und Kneipp-Spezifisches. Daneben arbeitet die diplomierte Journalistin als Texterin, Kommunikationsexpertin und Coach.