Warum eigentlich sind Neujahrsvorsätze meist zum Scheitern verurteilt? Und muss das wirklich sein? Wir sagen Nein, nennen Tipps und Tricks und erklären, wie Kneipp uns dabei helfen kann, Vorsätze nachhaltig im Alltag zu integrieren.
Gehören Sie zu den Menschen, die sich fürs neue Jahr etwas vorgenommen haben? Mehr Sport zu treiben, endlich mit dem Rauchen aufzuhören, überhaupt besser auf die Gesundheit zu achten? Aber Hand aufs Herz: Haben Sie Ihre Neujahrsvorsätze jemals langfristig umsetzen können? Falls nicht, sind Sie in bester Gesellschaft. Denn Vorsätze bleiben oft genau das: etwas, das wir uns – immer wieder – vornehmen, nur um ein Jahr später frustriert festzustellen, dass es – wieder einmal – nicht geklappt hat. Zumindest nicht über die Anfangseuphorie hinaus.
Aber warum ist das eigentlich so? Nun, wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Unser System liebt Routinen. Die sind leicht und vor allem ohne allzu viel Energie umzusetzen. Wir schalten einfach den Autopiloten an und alles geht quasi von alleine. Dafür werden wir belohnt, indem wir – zumindest im Moment – Befriedigung empfinden.
Sind Willenskraft und Disziplin entscheidend?
Umgekehrt heißt das: Veränderungen sind erst einmal anstrengend. Ein Bild mag das veranschaulichen: Wir schaffen in unserem Gehirn eine neue Routine, indem wir denselben Ablauf immer und immer wieder wiederholen, bis aus einem Trampelpfad eine Autobahn entsteht. Dann läuft alles automatisch: die morgendliche Joggingrunde, Smoothie statt Mettwurst, Sprachkurs statt Fernsehabend auf der Couch.
Das klingt ziemlich logisch und eigentlich gar nicht mal so schwer. Mit Willenskraft und Disziplin müsste sich die neue Autobahn also bauen lassen. Das Problem dabei ist, dass wir für das, was wir uns vornehmen, oft gar nicht wirklich motiviert sind. Und was nur Überwindung kostet, aber überhaupt keinen Spaß macht, ist ziemlich schnell zum Scheitern verurteilt. Da schaffen wir es vielleicht, ein paar Mal bei schönem Wetter am Samstag laufen zu gehen. Beim ersten Regen drücken wir uns aber – und schon sind wir wieder in der guten alten ‚Ach-auf-der-Couch-ist-es-doch-so-gemütlich‘-Routine.
Einfache Methode in 4 Schritten
Was also kann helfen, gute Vorsätze wirklich und dauerhaft in den Alltag zu integrieren? Eine Antwort auf diese Frage gibt uns die Psychologin Gabriele Oettingen mit ihrer WOOP-Strategie. Die Abkürzung steht für Wish (Wunsch), Outcome (Ergebnis), Obstacle (Hindernis) und Plan, vier Schritte also, die uns unseren Zielen näherbringen sollen und auf langjähriger empirischer Forschung beruhen. Konkret heißt das, sich Folgendes zu überlegen:
- Wunsch: Was ist Ihr Ziel? Was möchten Sie erreichen? (Seien Sie möglichst konkret und formulieren Sie Ihren Wunsch positiv.)
- Ergebnis: Wozu ist es gut, das Ziel zu erreichen? Was wird dadurch möglich? Wie fühlen Sie sich dann? (Hier geht es um Ihre eigene Motivation. Was haben Sie wirklich davon, wenn Sie den Vorsatz umsetzen?)
- Hindernis: Was könnte mich davon abbringen, das Ziel zu erreichen bzw. den Vorsatz langfristig umzusetzen? (Seien Sie ehrlich mit sich und denken Sie an alle möglichen Hindernisse.)
- Plan: Was können Sie tun, um die Hindernisse zu überwinden? (Am einfachsten überlegen Sie sich für alle zu erwartenden Schwierigkeiten einen Wenn-dann-Plan: Wenn X passiert, dann mache ich…)
Und dann hat Kneipp noch einen Rat
Darüber hinaus können Sie sich auch an Sebastian Kneipp halten. Er regte nämlich dazu an, sich kritisch mit den eigenen Gewohnheiten auseinanderzusetzen, bewusst zu leben, aktiv zu bleiben, sich gesund zu ernähren und auf das seelische Gleichgewicht zu achten. Auf diesen Grundsätzen beruht sein ganzheitliches Gesundheitskonzept. Da er selbst ein Genussmensch war, ging es ihm allerdings nie um Selbstkasteiung und völligen Verzicht. Was ihm aber klar war: „Im Maße liegt die Ordnung, jedes Zuviel und jedes Zuwenig setzt an Stelle der Gesundheit Krankheit.“ Und mal ehrlich: Wissen wir nicht ganz genau, wann wir ein Gläschen über den Durst getrunken haben, wann es wieder mal Zeit wäre, sich zu bewegen, oder wann der Moment gekommen ist, bei der Arbeit kürzer zu treten und abzuschalten?
Wenn wir also 1) wissen, warum wir etwas erreichen wollen, wenn wir uns 2) ganz konkret Strategien zurechtlegen und uns daran halten, wenn wir 3) ehrlich zu uns selbst sind, wenn wir 4) die Signale unseres Körpers ernst nehmen, wenn wir 5) Dinge finden, die der Gesundheit dienlich sind und erst noch Spaß machen und wenn wir 6) bei einem kleinen Rückfall auch mal Nachsicht walten lassen und ein Auge zudrücken – dann stehen die Chancen gut, dass es dieses Jahr klappt mit unseren guten Vorsätzen.
Bettina Bichsel schreibt und bloggt rund um Medizinisches, Gesundes und Kneipp-Spezifisches. Daneben arbeitet die diplomierte Journalistin als Texterin, Kommunikationsexpertin und Coach.