Es ist noch gar nicht so lange her, da galt es als Zeichen von Armut, ohne Schuhe unterwegs zu sein. Heute aber entdecken immer mehr Menschen das Barfußlaufen für sich. Mit gutem Recht: Es gibt viele Gründe, „untenrum ohne“ auch mal auszuprobieren.
Turnschuhe, Sandalen, High Heels etc. – Schuhe sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Egal für welche Gelegenheit oder Aktivität, uns steht ein endloses Angebot zur Verfügung. Immer haben wir die Qual der Wahl.
Dabei war Schuhwerk weit bis ins 20. Jahrhundert für breite Bevölkerungsschichten alles andere als selbstverständlich. Gerade Kinder mussten oft ohne Schuhe auskommen. Erst der aufkommende gesellschaftliche Wohlstand und die industrielle Massenproduktion machten es möglich, dass sich die Schuhregale in den Wohnungen für die ganze Familie immer mehr füllten.
Und wie so oft, wenn etwas zur Normalität wird, entwickelt sich irgendwann wieder ein Gegentrend.
Natürlich gab es immer Situationen, Kontexte oder Aktivitäten, wo Menschen barfuß waren und sind. Seien es buddhistische und hinduistische Mönche oder – früher – auch die „Barfüßer“ genannten christlichen Ordensgemeinschaften. Seien es Kampfsportler, oder Turnerinnen. Seien es Ausdruckstänzer oder orientalische Bauchtänzerinnen.
Back to the roots
Für manche Menschen steht aber ein alternativer Lebensstil im Vordergrund, wenn sie – wann immer möglich – auf Schuhe verzichten. Sie wollen wieder näher bei der Natur sein, wegkommen von gesellschaftlichem Mainstream und Konformismus, hin zu mehr Einfachheit.
Inzwischen gibt es sogar Schuhe, die das Barfußgehen imitieren – ob im Garten, in der Großstadt, beim Lauftraining oder in den Bergen. In den sozialen Medien verbünden sich die Barfußläuferinnen und -läufer zu Communities und bei Barfuß-Trainern lernt man, ohne Schuhe wieder richtig zu gehen. Back to the roots sozusagen, zu der Fortbewegungsart, die für uns während Jahrtausenden natürlich war.
Wirklich gesund?
Aber ist diese Fortbewegungsart auch in unserer heutigen Welt noch gut für uns? Was können wir unseren Füßen zumuten? Tun wir ihnen wirklich etwas Gutes, wenn wir auf Schuhe verzichten?
Was sich sagen lässt, ist, dass sich regelmäßiges Barfußlaufen positiv auswirken kann:
- Wir stärken damit unsere Fußmuskulatur.
- Weil wir achtsamer auftreten, sinkt das Risiko umzuknicken.
- Für die Füße, die oft in viel zu schmale Schuhe gezwängt werden, ist es eine Erholung. Gewisse Schäden können sich allenfalls gar zurückbilden.
- Auch für unsere Knie und den Rücken ist das Barfußlaufen grundsätzlich gut. Blockaden der Wirbelsäule können gelöst werden.
- Durch das Abrollen der Füße wird der Wadenmuskel trainiert. Das fördert die Durchblutung, was sich wiederum positiv bei Krampfadern und Venenleiden auswirkt.
- Nicht zuletzt ist die frische Luft beim Barfußlaufen gut für unsere Füße. Das wirkt Pilzinfektionen entgegen.
Man muss es ja nicht gleich übertreiben und einen Marathon barfuß laufen (wie der Äthiopier Abebe Bikila, der 1960 ohne Schuhe Olympiagold gewann) oder barfuß einen Berg besteigen (wie ein Mönch in Laos, der einen Kletterer beim Aufstieg überholte und im Internet viral ging).
Barfußpfade, wie es sie in den Kneipp-Premium-Orten gibt, sind eine gute Möglichkeit, sich an das Gehen ohne Schuhwerk heranzutasten. Verschiedene Untergründe sorgen für Abwechslung – und bei Barfuß-Neulingen bestimmt für die eine oder andere Überraschung.
Kneipp: Barfuß zu jeder Tages- und Jahreszeit
Sebastian Kneipp selber war ein passionierter Barfußgänger. Ob im tau- oder regennassen Gras, auf nassen Steinen, im kalten Wasser oder sogar im Schnee – seiner Ansicht nach ist das Barfußlaufen das natürlichste und einfachste Abhärtungsmittel. Er empfahl darum, dass vor allem Kinder, aber auch Erwachsene so oft wie möglich Schuhe und Socken links liegen lassen sollten.
Und wann, wenn nicht im Sommer, ist die beste Zeit, das einfach mal auszuprobieren?
Bettina Bichsel schreibt und bloggt rund um Medizinisches, Gesundes und Kneipp-Spezifisches. Daneben arbeitet die diplomierte Journalistin als Texterin, Kommunikationsexpertin und Coach.